Zeugnis von Ulrike

Heroin, Kokain, Benzos…. Nur Gott konnte mir helfen.

Ich bin in einem christlichen Elternhaus aufgewachsen. Als ich 11 war, siedelten wir aus einer ostdeutschen Großstadt in den Westen, überein dreiviertel Jahr vor dem Mauerfall. Nach einer Weile stellte sich raus, dass im „goldenen“ Westen doch nicht alles so golden war:

Wir mussten fast alles drüben lassen und fingen so ziemlich bei 0 an. Ich hatte Schwierigkeiten mich in dem neuen Schulsystem zurechtzufinden und Anschluss zu finden. Als ich in der 7. Klasse aufs Gymnasium kam, kannte ich keinen, während sich die meisten aus den vorherigen Klassen kannten und ich fühlte mich sehr einsam. Ich konnte nicht mitreden, wenn die Kinder wieder die neuesten Markenklamotten trugen, und hasste es auf dem Schulhof allein zu stehen. Dazu kamen ziemliche Schwierigkeiten mit meinem Vater, der ziemlich streng war und nicht nur meine erste Rockmusikkassette auf den Müll warf. Ich sollte keine Jeans tragen, keine hohen Schuhe, Schminke, auf keine Klassenparty gehen, etc. Irgendwann wollte ich nur noch weg und kam mit Hilfe des Jugendamtes mit 14 in ein Internat nach Braunschweig, aber auch dort fand ich schwer Anschluss. Ich merkte zu dieser Zeit, dass ich mit Hilfe von Alkohol weniger gehemmt bin und hielt mich immer mehr an Jugendliche, die Alkohol und Haschisch konsumierten. Obwohl ich die Wirkung des Haschischs gar nicht so mochte, hatte ich das Gefühl, dazuzugehören. Meine schulischen Leistungen ließen zu wünschen übrig und schließlich wurde ich, weil ich auf der “ roten “ Liste der Kiffer stand, vom Internat geworfen. Meine beste Freundin, eine Punkerin, überredete mich, mit ihr nach Berlin in eine betreute Wohngemeinschaft zu ziehen. Diese befand sich in der Hausbesetzerszene, wo ich mich ein halbes Jahr aufhielt, in leerstehenden Häusern schlief und auch LSD konsumierte. Nach dem halben Jahr fühlte ich mich weder dort wohl, noch wusste ich, wo ich sonst hinsollte und kämpfte mit Depressionen und Selbstmordgedanken. Ein halbes Jahr lies ich mich freiwillig in eine Kinder und Jugendpsychiatrie einweisen, was leider auch nicht half. Mit 18 zog ich nach Hamburg wieder in eine betreute Wohngemeinschaft, wo mich aber nach der Trennung meines Freundes wieder Selbstmordgedanken plagten. Ich glaubte trotz allem noch an einen Gott und dass ich mir deshalb nicht das Leben nehmen darf, und nach der Einnahme von Schlaftabletten, was aber eher ein Hilferuf als Selbstmordversuch war, beschloss ich auf eigene Faust, ich könnte doch mal Heroin ausprobieren, wenn ich mich eh umbringen will.

Gesagt, getan.

Damit konnte ich mein Leben wieder ertragen. Jeden Tag kaufte ich mir nun ein Päckchen , nach einer Woche gestand ich es unserem Therapeuten, der mich in eine Entgiftung bringen lies. Aber ich war schon zu sehr auf den Geschmack dieses Lebens gekommen, und sank immer tiefer. Bald probierte ich auch Kokain und Benzos, später begann ich auch zu spritzen. Ich flog aus der WG und schaffte mit Ach und Krach noch die Mittlere Reife. Von nun an schlief ich Mal hier und Mal dort. Verschiedene Menschen versuchten vergeblich, mich aus diesem Leben zu holen, aber es war wie ein Sog, der mich immer tiefer und tiefer zog. Ich zog mir viele Spritzenabzeße zu, bei einem Abzeß durch Spritzen in die Leiste sollte mir fast das eine Bein amputiert werden, Gotteseidank verhinderte das Gott. Ich habe etwa 40 Entgiftungen und einige Therapien hinter mir. Nachdem ich wegen Beschaffungskriminalität ins Gefängnis kam, war mal wieder ein Tiefpunkt erreicht. Nach einigen Monaten konnte ich mit Hilfe von Paragraph 35 in eine Therapie gehen, aber kurz nachdem ich die Therapie beendet hatte, wurde ich wieder rückfällig. Ich war insgesamt 12 Jahre im Methadonprogramm, zählte schon zu den Schwerstabhängigen und sollte die Chance bekommen, in ein Programm mit Heroin zu kommen, aber heute bin ich froh, dass daraus doch nichts wurde. Keiner glaubte daran und kein Arzt/ Therapeut/ Psychologe machte mir Hoffnung, dass ich da jemals rauskomme. Vor 11 Jahren lernte ich dann meinen jetzigen Mann kennen. Er hatte damals nicht so richtig begriffen, in welchem Leben ich mich befand, dachte, ich gehe in eine Entgiftung, und danach ist alles gut. Als ich dann noch erfuhr, dass ich schwanger war, und das nicht von ihm, war das Chaos perfekt. Ich wusste, ich muss so schnell es geht aus diesem Leben raus, dem Kind allein schon zuliebe. Mein Mann begleitete mich von einer Einrichtung zur Nächsten und unterstütze mich, als meine Mutter an Krebs starb und mein Sohn auf die Welt kam. Leider konnte er nicht bei mir bleiben, da ich damals dazu einfach noch nicht in der Lage war. Das stürzte mich in ein ziemliches Tief, und ich wurde wieder stark rückfällig.  Und dann hörte ich von einer christlichen Klinik, wo man einen Entzug machen konnte. Die Ärzte dort beteten jeden Morgen für alle Patienten und machten mir Hoffnung ,dass auch ich es schaffen kann, von 24 mg Subutex runterzukommen. Nach 3 Monaten hatte ich es tatsächlich geschafft und hatte den körperlichen Entzug hinter mir.

Trotzdem ich dort die Therapie nach 2 Wochen abbrach, wusste ich, es gibt Hoffnung und machte noch einen Anlauf. Ich wusste die ganzen Jahre irgendwie, dass es Gott gibt und habe auch oft zu ihm geschrien, und auch wenn er mir nicht innerhalb einer Minute, wie ich immer gehofft hatte, alle Entzugserscheinungen nahm, trug er mich doch durch. In der christlichen Klinik hing ein Bibelvers an der Wand: “ Ich bin bei dir, dass ich dir helfe.“ Jeremia 30,11. An den habe ich mich immer wieder geklammert, und ER hat mir geholfen. Bei meinem letzten Anlauf gelang es mir, aus dem Substitutionsprogramm raus zukommen, was ich nie für möglich gehalten hatte! Ich musste nicht mehr täglich in die Arztpraxis, wo ich immer wieder Leute aus der Szene traf, und nun hatte ich auch Hoffnung, vom Kokain und Tabletten ganz runterzukommen. Nachdem ich das erste Mal seit Jahrzehnten wieder im Urlaub war, jetzt ging das ja ohne Methadon, und als ich die 3 Wochen dort nichts genommen habe, wusste ich, ich schaffe es auch länger. Gott schickte mir immer wieder Christen über den Weg, die mich mit in eine Gemeinde nahmen und in einen Hauskreis, der mir viel Halt gab in den kommenden Zeiten, es gab Menschen, die für mich beteten, gerade in schwierigen Zeiten, wie wenn ich gerade einen Entzug machte oder wieder rückfällig geworden war, ohne diese treuen Freunde hätte ich es nicht geschafft! Ich habe auch den Wohnort gewechselt und alle Kontakte zu Leuten von der Szene abgebrochen, Gott hat mir dafür neue Freunde geschenkt. Ich wusste immer, wenn ich es jemals noch in meinem Leben schaffen werde, dann nur mit Gott. Meine Eltern haben jahrelang für mich gebetet, meine Mutter hat es nicht mehr erlebt, dass ich frei wurde. Auch wenn die Jahre der Sucht ihre Spuren hinterlassen haben, ich habe nie eine Ausbildung gemacht und bin körperlich nicht mehr so fit. Ich bin nun seit vielen Jahren clean, bin verheiratet und habe noch einen zweiten kleinen Sohn. Mit dem ersten habe ich regelmäßig Kontakt. Ich bin sehr froh und dankbar, dass Jesus mir dieses neue Leben geschenkt hat, was ich früher nie für möglich gehalten hätte. Eins meiner Lieblingsverse in der Bibel ist: Was bei den Menschen unmöglich ist, ist bei Gott möglich (Lukas 18,27), und das habe ich wirklich erfahren. Fast alle hatten mich schon aufgegeben, selbst meine Eltern gestanden mir später, dass sie manchmal schon aus Verzweiflung Gott gebeten habe, mich zu sich zu nehmen, besser als dieses menschenunwürdige Dahinvegetieren!