Zeugnis von Hans-Peter Rahardt

Mit ungefähr 13 Jahren machte ich meine ersten Drogenerfahrungen.
Zunächst Zigaretten, dann kam Kiffen und Alkohol mit ins Spiel. Ganz schlimm wurde es dann in der 8. Klasse. Ich habe viel blau gemacht, bin dann sitzen geblieben, viele 5en und auch 2 Sechsen im Zeugnis gehabt. Zudem kam auch immer wieder mehr Alkohol ins Spiel.
Urplötzlich und aus heiterem Himmel starb mein Vater mit 52 Jahren,
ich war 17. Zu meinem Vater hatte ich kaum eine Beziehung. Mein Vater ging morgens früh zur Arbeit und kam spät nachmittags nach Hause. Meine Mutter war mir gegenüber nachgiebig. Sie bekam dann aufgrund des Todes meines Vaters einen Nervenzusammenbruch und im Anschluss
daran wurden ihr Beruhigungsmittel (Tavor, Valium u,a,) verschrieben. Anstatt meiner Mutter beizustehen nutzte ich das dann auch noch aus und bediente mich an ihren Tabletten. Es war dann meine Schwester die meine Mutter stärker unterstützte. Als ich zur Bundeswehr sollte bin ich zu einem Psychiater gegangen. Dieser schrieb mir dann eine entsprechende Diagnose auf und so wurde ich dann ausgemustert. Denn
langsam wurde bei mir ein Suchtproblem offenbar. Bis dahin hatte ich
das verdrängt und wollte das nicht wahrhaben. Der machte zunächst
„Autogenes Training“ mit mir, dann verschrieb er mir auch Tavor – „o
wie fein“ dachte ich, jetzt konnte ich mich auch noch auf Rezept
berauschen.
Danach wurde es immer heftiger mit mir. Abgebrochene Ausbildung
zum Zimmermann, kaum eine entwickelte Beziehungsfähigkeit zum
anderen Geschlecht. Meiner Mutter tanzte ich weiter auf der Nase
herum und nutzte ihre Gutmütigkeit und Liebe aus. Mit 23 war das
Ende der Fahnenstange erreicht. Ich bekam einen Krampfanfall im
Selbstentzug und kam dann in die Neurologie. Mit großen Ängsten
behaftet machte ich nach der Entgiftung eine 6-monatige Therapie.
Nüchtern arbeiten? Nüchtern eine Frau ansprechen? Nüchtern leben?
Ich hatte keine Ahnung wie das gehen soll. Die therapeutischen
Gespräche hatten mich nicht besonders beeindruckt. Vielmehr waren
es die kaputten Typen, die ich dort sah. Rein in die Klinik, raus und
nach einer gewissen Zeit wieder zur Entgiftung. Oh Mann, so wollte
ich nicht leben. ich war ja erst 23 Jahre alt zu diesem Zeitpunkt.
Ich kam aus der Klinik und wollte ein neues Leben beginnen. So lernte
ich eine Frau in der Diskothek kennen. Sie hatte einen Sohn und wir
zogen zusammen. Dann machte ich eine Umschulung zum Tischler. Ich
absolvierte die Prüfung mit Erfolg, zeitgleich jedoch zerbrach die
Beziehung zwischen mir und der Frau. Hier ein Erfolgserlebnis und da
wieder großer Schmerz und Verlust. Aber ich wurde nicht rückfällig!
Das wollte ich auch nicht, davon hatte ich genug. Was nun?
Wie soll mein Leben weitergehen mit 27? Dann lernte ich wieder eine Frau kennen, wieder in derselben Diskothek. Wir befreundeten uns und um ihretwillen ging ich mal mit in einen Gottesdienst und hab nix
verstanden. Ich ging eben nicht aus eigenem Interesse mit, sondern
um ihr einen Gefallen zu tun. Etwa 3 Monate später lieh mir jemand
eine Bibel. Bis dahin hatte ich eigentlich nie darin gelesen. Der Mann
meinte ich solle mit der Geschichte Jesu Christi beginnen, so fing ich
an zu lesen. Christ wollte ich nicht werden, der ganze Kirchen
Zirkus, das musste ich nun wirklich nicht haben. Aber die Frage nach
Gott? …mmhh, etwas Größeres gibt es bestimmt dachte ich, aber WER
IST GOTT? Dann fand ich in die Arme Gottes. Beim Lesen der Evangelien hörte ich eine Stimme in meinem Herzen: „Ich habe eine Aufgabe für Dich.“
HOFFNUNG, das war das erste was ich im Glauben empfangen habe.
Ich konnte es fühlen, es wurde heller in meinem Inneren. Von der Therapie her wusste ich natürlich um „positives Denken“ oder andere Psychotechniken. Und natürlich redet auch jeder Mensch mit sich selber, führt also Selbstgespräche. Aber die Stimme Gottes zu hören war anders. Und so ließ ich mich auf den Weg mit Gott ein, ohne ihn anfangs wirklich zu kennen. Das sagte ich ihm auch: Gott, ich habe keine Ahnung von Dir, aber ich will mich auf den Weg mit Dir einlassen. Ich ließ mich taufen und die Beziehung zu meiner Mutter wurde langsam gesund – ich konnte meine Mutter um Vergebung bitten. Jetzt wo ich diese Zeilen schreibe, bin ich 63 Jahre „jung“. Ich danke Gott von ganzem Herzen, es gab noch manche Schwierigkeiten und Brüche in meinem Leben.
Es gab auch nochmal einen Rückfall. Für die Dauer von ca. 6 Jahren
habe ich wieder gesoffen. Von 1997 – 2003. Zeit ist etwas sehr
kostbares. Wir wissen nicht wie lange wir zu leben haben in dieser
Welt. Aber Gott ist mit mir und für mich. Und das nicht, weil ich so gut bin, sondern weil ER so gut ist!
Heute bin ich frei, um zu lieben, bin glücklich verheiratet und diene
im Rahmen von Help to Go (Kirche in der Straße). Gott ist real!
Auch Du kannst frei werden! Frei für ein verändertes Leben, Frei um
denen zu vergeben, die an Dir schuldig geworden sind. Frei von Scham
über deine eigenen Sünden und Schandtaten.
Hans Peter (HP), April 2020